

Am 6. Mai konnten wir endlich die Journalistin und Autorin Florence Hervé in Präsenz begrüßen. Wir kennen sie bereits aus einer (corona-bedingten) Zoom-Veranstaltung aus dem vergangenen Jahr unter dem Thema „Mit Mut und List – Europäische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg“. Dieses Mal stellte sie uns Louise Michel und die Frauen der Pariser Kommune unter dem Thema „Wir wollen frei sein“ vor. Die Veranstaltung fand in der Reihe „Starke Frauen“ statt, die unser Verein Ende des letzten Jahres durchgeführt hat. Aufgrund der wieder aufflackernden Corona-Welle mussten wir die Lesung, die eigentlich für Dezember 2021 geplant war, dann leider verschieben.
Florence Hervé ist in Frankreich geboren, sie ist promovierte Germanistin und lebt heute in Düsseldorf und im Finistère. Sie erhielt zahlreiche Preise, u.a. 2011 den Clara-Zetkin-Frauenpreis der Linken und im vergangenen Dezember den Luise-Büchner-Preis. Sie ist z.B. (Mit-)Herausgeberin des Kalenders „Wir Frauen“, hat Biografien bedeutender Frauen publiziert wie Clara Zetkin, Flora Tristan, Simone de Beauvoir und Benoîte Groult oder den Text- und Bildband Oradour(-sur-Glane) – Geschichte eines Massakers, das kleine Dorf im Zentralmassiv, das am 10. Juni 1944 von der SS-Panzerdivision „Das Reich“ in Schutt und Asche gelegt wurde. Dabei wurden 642 Menchen (in der Mehrzahl Frauen und Kinder) erschossen und verbrannt.

Alle Veröffentlichungen sind auf der sehr übersichtlich gestalteten Homepage von Florence Hervé zu finden: florence-herve.com
Florence Hervé berichtete detailliert über das Leben von Louise Michel, der „Symbolfigur der Pariser Commune“, der Kommunardin, der unendlich viele Biografien, Gedichte und Romane gewidmet sind. Ihr Leben wird in unzähligen Chansons, Theaterstücken, Bildern, Filmen und Comics gewürdigt. Diese außergewöhliche Frau war nicht nur Aktivistin der revolutionären Arbeiterbewegung, sie war auch Pädagogin, Soziologin, Ethnologin, Sprachwissenschaftlerin u.v.m. Ihr Leben lang kämpfte sie gegen Ausbeutung und Unterdrückung, gegen Armut, Frauendiskriminierung, Kolonialismus und Rassismus. Wichtig war ihr, dass in der schulischen Erziehung kein Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht wird. In den 72 Tagen der Commune erkämpften die Kommunardinnen wichtige, im europäischen Vergleich außerordentlich fortschrittliche Rechte wie z.B. das Recht auf Schulausbildung für Mädchen und Frauen und für Frauen die Zulassung zum Studium.

Nach der Zerschlagung der Commune wird Louise Michel zu lebenslanger Verbannung nach Neukaledonien verurteilt, eine französische Kolonie im Pazifik, 17000 Kilometer von Paris entfernt. Vier Monate verbringen Louise Michel und andere Gefangene (darunter 20 Frauen) in Käfigen auf dem Deck eines Schiffes. Nach acht Jahren Verbannung wird Louise Michel 1880 im Zuge einer Generaleamnestie begnadigt und darf nach Paris zurückkehren. Sie engagiert sich weiter in der Frauenbewegung und tritt für eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse ein.
Neben Louise Michel wurden die Kommunardinnen Nathalie Le Mel, Elisabeth Dmitrieff, Paule Minck, André Léo und Anna Jaclard kurz vorgestellt.
Es gab einen Büchertisch mit dem Buch über Louise Michel, das sich die Zuhörer*innen von Florence Hervé signieren lassen konnten.
